Erste Diäten

Die früheste Diät der Menschheitsgeschichte war keine freiwillige! Jäger und Sammler hatten keine Figurprobleme. Sie mussten oft kilometerweite Strecken zurücklegen, um überhaupt an Essen zu kommen! Jäger mussten oft Tage, manchmal Wochen warten, bis sie etwas erlegten. Vorratshaltung war problematisch. Man lebte von der Hand in den Mund. Trockenfrüchte, Nüsse und getrocknete Fleischstreifen ebneten den Weg zur Vorratshaltung. Erst mit der Sesshaftigkeit und dem gezielten Anbau von Feldfrüchten und Getreide konnte man Vorräte anzulegen. Dick wurde man allerdings nicht, weil man einen Teil der Vorräte für die nächste Aussaat zurückhalten musste und einen anderen an die Oberen abgab. Die Landbevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert labte sich an Haferbrei und Pellkartoffeln. Speckseiten, Gemüse, Obst oder Fisch kamen kaum auf den Tisch. 16 Stunden Arbeit sorgten dafür, dass man keine Figurprobleme hatte.

Wann die ersten Diätanweisungen gegen Figurprobleme entstanden, ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen. Bereits in der Antike riet Hippokrates zu fleischloser Kost, harter Arbeit und FKK. Heute würde man sein Konzept als Rohkost mit Fitness und genügend Lichteinwirkung zur Bildung von Vitamin D verkaufen können. Der Grieche Pythagoras befasste sich bereits im 6. Jahrhundert vor Christus mit der Lebensführung. Die hieß im Griechischen übrigens díaita! Damals wusste man noch nichts vom Wohlfühlgewicht, vom Body Mass Index, von Nährwerttabellen oder Kalorien. Nicht einmal die Personenwaage war schon erfunden. Trotzdem gab es Anweisungen zu einer gesunden Lebensweise. Der Begriff Díaita erstreckte sich auch auf alle Bereiche außerhalb der Ernährung. Es war ein weiter Weg, bevor der Diätbegriff heutiger Tage als Produkt menschlicher Entwicklung gelten konnte. Wir verstehen unter Diät meist eine kurzfristige Ernährungsumstellung mit dem Ziel, das Gewicht zu reduzieren. Man darf heutzutage zwischen Trennkost, FdH, einer Sieben-Tage-Körner-Kur, der Hollywood-Star-Diät, den Weight Watchers und anderen Konzepten wählen. Die Waage animiert als unbestechliche Instanz zur Unterdrückung eventueller Hungergefühle und zum Zählen von Kalorien oder Punkten. Mit der Diät entstand auch die Frage: Was war zuerst da – die moderne Lebensmittelindustrie mit ihren angeblichen Nahrungs-Veredelungen, ihrer Fastfood-, Zucker- und Conveniencefood-Philosophie oder die vollschlanke Figur? Als es zu wenig zu essen ab, galt ein dicker Mensch als wohlhabend. Heute ist die Figur derer, die im Wohlstand leben und sich Völlerei leisten könnten, meist schlank und zeugt von Genügsamkeit, Ernährungs-Disziplin und gelungener Selbstmanipulation.

Es macht Spaß, in einem Diätratgeber der zwanziger Jahre dieselben Slogans zu lesen, die wir heute kennen – nur sprachlich anders aufbereitet. Hier gilt Dicksein bereits als sozialer Makel. Dicke sind faul. Schlanke werden als ästhetisch und fleißig herausgestellt. Da haben wir den Salat! Hatte doch noch im 18. Jahrhundert ein Londoner Arzt propagiert, man solle einfach Seife essen, um Fettpölsterchen aus dem Körper zu entfernen! Heute muten historische Diätanweisungen wie die Wasserdiät absurd an. Wir identifizieren uns vielleicht eher mit der Bantingkur, die vom britischen Arzt und Anatom William Harvey im 16. Jahrhundert entwickelt wurde. Man sollte viel Fleisch und Gemüse essen, auch Fruchtpudding, Früchte und Zwieback waren erlaubt. Tee, Rotwein oder Sherry am Tage, abends ein Schluck Gin, Whisky oder Brandy galten bis ins 19. Jahrhundert hinein als Ernährungsideal.

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